Meine erste Abenteuerreise mit dem Fahrrad-Camper i:woody. Wie ist es, mit einem rollenden Schneckenhaus unterwegs zu sein? Auf den Fotos sieht das toll aus. Aber ist es auch wirklich ein Erlebnis? Meine Gefühle beim Start streben in unterschiedliche Richtungen: Ich bin angespannt, aufgeregt und ein bisschen vorfreudig. Doch zunächst überwiegen die Bedenken, weil der Camper doch mehr wiegt als ich selbst. Werde ich den praktischen Herausforderungen gewachsen sein? Augen zu und durch, sage ich mir und breche auf. Meinen Mops und einen Teil des Gepäcks bringen ich in der Wanne des Lastenrads unter, den Rest im Camper wie empfohlen über der Achse.
Da ich schon lange am Bodensee lebe, möchte ich mit dem Gespann zunächst in einem eher touristisch weniger heimgesuchten Region unterwegs sein. Also wähle ich einen Weg über das Bodanrück, einem Hügelzug, der von Konstanz bis Bodman an die Spitze des Überlinger Sees reicht, einem wildromantischen Teil des Bodensees. Erste Zweifel an meiner eigenen Idee packen mich, als ich durch den Konstanzer Stadtteil Wollmatingen muss: Anfahren mit Ampel und Steigung, Baustellen und kaum Fahrradwege. Einmal wähle ich den Weg über den Bürgersteig und warte bis die Fußgänger-Ampel grün schaltet. Doch bis mein Gespann endlich rollt, ist auch schon wieder rot. Upps. Auf die kleine Fußgängerinsel kann ich mich mit dem langen Gespann nicht retten. Freundlich verzichtet ein Autofahrer auf seine Vorfahrt. Das ist etwas, was ich die nächsten zwei Tage wieder und wieder erleben werde: Der Minicamper erregt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern wird wohlwollend aufgenommen, sogar wenn ich so einige praktischen Tücken nicht kommen sehe. Keine 100 Meter später scheint mein Schneckenhaus zwischen einem Ampelpfosten und einem Poller festzuhängen. Ich habe die Durchfahrt im falschen Winkel genommen; ein junger Mann dirigiert mich mit gutem Augenmaß durch. Ich atme auf, als ich den Stadtverkehr endlich hinter mir lasse.
Der Minicamper rollt verlässlich hinter mir her. An seine konstanten Geräusche habe ich mich bald gewöhnt. Kleine Schwellen und Unebenheiten überrollt er gutmütig und souverän. Auch mein Hund richtet sich vorne gemütlich ein.
Im Laufe meiner ersten Tagestour frage ich mich, ob ich von allen guten Geistern verlassen war, als ich den Weg übers Bodanrück einschlug. Es gibt einige Steigungen zu bewältigen und wenn ich dann mit voller Motorleistung und schmerzenden Muskeln nur noch in halber Schrittgeschwindigkeit bergauf krieche, bekomme ich es mit der Angst zu tun. Was, wenn uns das Schneckenhaus nach hinten zieht? Passiert aber nicht. Und so werde ich souveräner. Wenn es stetig bergauf geht, egal wie langsam, ist doch alles gut.
Irgendwann liegen die Steigungen hinter uns und eine Talfahrt liegt vor uns. Der Camper schiebt zusätzlich von hinten. Außerdem handelt es sich um eine rumpelige, gewundene Straße bergab ohne Radweg. Bremsen und langsam bleiben ist das Gebot der Stunde. Komischerweise fühle ich mich mit dem Camper hinter mir deutlich geschützter als nur mit einem Rad, denn die Autofahrer überlegen sich jedes Überholmanöver zwei Mal. Es drängelt auch keiner. Mops Holly hält ihre Schnauze in den Fahrtwind.