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So verlief der Erste Bayerische Elektro Campingtag International

So verlief der Erste Bayerische Elektro Campingtag International - ECOCAMPS

Die Fachtagung von LCB und ECOCAMPING fand internationalen Zuspruch.

Elektrisch Fahren ist ein wichtiger Baustein für eine klimaneutrale  Zukunft. Die Zahl der E-Fahrzeuge auf den Straßen steigt rasant. Damit gewinnt das Thema auch beim Reisen an Bedeutung. Immer mehr Gäste kommen mit Elektrofahrzeugen auf die Campingplätze und brauchen deren Strom. Campingplätze haben somit eine Schlüsselrolle beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auf dem Land. Und Campingplätze sind Vorbild, indem sie selbst auf E-Mobile setzen: seien es Autos, Caddys, Roller oder Pedelecs. Der LCB ergründet dieses Thema innerhalb des landesweiten Modellprojekts „Zukunftsoffensive Elektro­mobilität für Campingplätze in Bayern“, es ist das erste Projekt seiner Art– erneut leistet der LCB damit Pionierarbeit. Zusammen mit ECOCAMPING hat der LCB am 8. und 9. März die erste Fachtagung zu “Elektromobilität auf Campingplätzen” durchgeführt. Sie bekam internationalen Zuspruch.

In ihren Ansprachen hoben Georg Spätling, Präsident des LCB und Ministerialdirektor Rudolf Escheu vom projektfördernden Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die großen Chancen und Herausforderungen bei der Entwicklung der E-Mobilität im Tourismus hervor. Rudolf Escheu lobte die Pionierleistung der Bayerischen Campingwirtschaft in diesem Bereich.

Stecker statt Stutzen – Einstieg in die Elektromobilität für Campingplätze

Christian Günther, Geschäftsführer des BVCD führte in das Thema ein und zeigte das Potenzial der Elektromobilität für Camping in Deutschland auf. Dr. Guido Weißmann, von der Bayern Innovativ GmbH, räumte mit häufig angeführten Vorurteilen auf. Er machte deutlich, dass die Elektromobilität, auf die Lebensdauer der Fahrzeuge hochgerechnet, im Vergleich klimaschonender ist. Ebenso gehe die Entwicklung dahin, den Anteil von ökologisch und sozial kritischen Stoffen zu verringern. Tanja Brunnhuber, Projektleiterin der Deutschen E-Alpenstraße, zeigte das Vermarktungspotenzial elektromobiler Erlebnisstraßen auf und lud die Campingwirtschaft zur aktiven Beteiligung an ihrer Initiative ein.

Beispielhafte E-Mobil-Camps in Bayern und International

Sergio Comino vom Club Camping Jesolo International aus Italien setzt seit Jahren auf elektrische Betriebsfahrzeuge und bietet sogar ein Tesla als Mietfahrzeug für seine Gäste an. Zudem erzeugt der Campingplatz seinen Strom komplett aus Photovoltaik. Armin Sigl vom Kur-Gutshof Camping Arterhof aus Bad Birnbach setzt ebenfalls auf elektrische Betriebsfahrzeuge, vermietet einen elektrischen BMW i3 an die Gäste und verfügt bereits über eine Ladesäule. Uwe Vetter vom Campingplatz Kratzmühle aus Kinding stellt seit Jahren für Gäste und Mitarbeitende E-Fahrzeuge bereit – „getankt“ wird der selbst erzeugte Solarstrom. Malte Riechey vom Camping- und Ferienpark Wulfener Hals auf Fehmarn, ist selbst begeisterter E-Camper mit eigenem Tesla, der den Wohnwagen zieht. Seinen  Campinggästen bietet er Lademöglichkeiten direkt am Platz an.

Konkrete Umsetzung der Elektromobilität auf Campingplätzen

Der zweite Tag trug den Leitsatz „Starkstrom – tiefer eintauchen!“ Dabei drehte sich alles um technische Durchführung und die konkrete Umsetzung der Elektromobilität auf Campingplätzen. Technik muss nicht kompliziert sein – das bewiesen die ECOCAMPING-Berater Wolfgang Pfrommer und Martin Rolletschek mit ihren Vorträgen. Ihre wichtigsten Tipps für Campingunternehmen waren:

  1. Die Versorgung der Gäste mit Strom für ihre Mobilität hat Priorität. Macht die Plätze E-Mobil tauglich.
  2. Frühzeitige Kommunikation mit dem Netzbetreiber zur Leistung des regionalen Netzanschlusses (Kapazität von Leitungen, Transformator und Hausanschluss) und dessen Erweiterbarkeit.
  3. Beratung im Vorfeld durch eine Fachkraft: Erfassen des eigenen Platznetzes zur Identifikation der Schwachstellen und von Ausbaupotentialen.
  4. Klare Kommunikation mit dem Gast: E-Mobile dürfen nicht, oder nur nach Absprache mit den Betreibenden, am Standplatz geladen werden, da sonst die Stabilität des Hausnetzes gefährdet ist.
  5. Campingunternehmen als Prosumer (Produzent und Konsument): stärker auf klimafreundliche Eigenproduktion von Strom setzen.
  6. Damit Campingbetriebe kostenintensive Stromspitzen vermeiden, ist mit zunehmender Elektromobilität ein Lastmanagement und kommunikationsfähige Technik notwendig.
  7. Bis 2030 sollten ca. 10 – 20% aller Standplätze für die Elektromobilität vorbereitet werden (Direktausrüstung mit Ladesäule über ein min. 5x6mm² Kabel angeschlossen und Erweiterbarkeit durch Leerrohre für weitere Plätze).

Peter Grett von Touremo informierte umfassend über verschiedenste E-Nutzfahrzeuge für den Einsatz auf dem Campingplatz: vom E-Scooter über das E-Lastenrad bis zum E-Raupenfahrzeug. Der zweite Tag wurde von einer spannenden Diskussionsrunde zum Thema Strompauschalen auf dem Campingplatz und dem Umgang mit e-mobilen Tagesausflüglern abgerundet. Diskutiert haben Werner Köstle von Touremo, Maximilian Fuchs vom Kur- und Feriencamping Max 1 und Malte Riechey vom Camping- und Ferienpark Wulfener Hals. Aus der Diskussion gingen folgende Aspekte hervor:

  • Strompauschalen sind zwar attraktiv für die Gäste, können jedoch zum leichtsinnigen Umgang einladen und damit den Verbrauch deutlich erhöhen.
  • Mit zunehmender Elektromobilität werden die Stromverbräuche einzelner Camper*innen deutlich zunehmen, weshalb eine Pauschale für alle nicht nur Ungerechtigkeit, sondern auch eine Kostenfalle birgt.
  • Unterschieden wird zwischen dem Laden vor und hinter der Campingplatzschranke hinsichtlich der Abrechnungsmöglichkeiten.
  • Für Strom zum Laden von E-Fahrzeugen gilt ein Umsatzsteuersatz von 19 Prozent, während für Strom am Standplatz 7 Prozent fällig werden, da er zur Übernachtungsleistung gehört.
  • Auf elektromobile Tagesausflügler sollte ein Campingplatz vorbereitet sein, da sie sonst auf andere Freizeiteinrichtungen ausweichen – so lassen sich neue Gäste gewinnen und das Image weiter verbessern.

Die Präsentationen der Tagung können für ein vertieftes Nachlesen bei ECOCAMPING angefordert werden (Adresse siehe unten).

Beratungsförderung für Bayerische Campingplätze

Bayerische Campingplätze, die sich intensiver mit dem Thema befassen wollen, können in dem Projekt geförderte Beratungsleistungen in Anspruch nehmen. Durch einen Zuschuss von 50 Prozent kostet die Beratung pro Campingplatz nur noch 750 Euro netto. Beteiligte Campingplätze werden intensiv bei der Planung und Entscheidung zur E-Mobilität, sowie der dafür notwenigen Infrastruktur, Fahrzeuge und Energieversorgung beraten. Zudem erhalten Sie Zugriff auf ein umfassenden Wissenspool und Schulungsmöglichkeiten. Außerdem werden die beteiligten Campingplätze als Marketing-Allianz etabliert. Bei Interesse direkt melden bei Iris Schreiber: iris.schreiber@ecocamping.de.

Weitere Infos zum Projekt, Ergebnisse und Fachinformationen unter:

https://ecocamping.de/projekte/zukunftsoffensive-elektromobilitaet

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